Musik als Wahrnehmungskunst (2008)

hrsg. von Christian Utz und Clemens Gadenstätter, 2008

Im zweiten Band der musik.theorien der gegenwart wird mit Helmut Lachenmann einer der führenden Komponisten der heutigen Musik ins Zentrum gestellt, dessen eigene »Theorien« des Komponierens, des Hörens, der Wahrnehmung, des Verhältnisses zwischen Musik und Gesellschaft für die in dieser Schriftenreihe thematisierte Öffnung des Theoriebegriffs zentrale Impulse geliefert haben. Lachenmanns Denken über und in Musik versteht es in brillanter Weise eine eng an musikalischen Texten und Klängen orientierte Theoriebildung von vornherein durch vielfältige Ebenen zu weiten, ohne bezüglich der Kohärenz des theoretischen Ansatzes Kompromisse zu schließen. Dass einer solchen Form der musikalischen Theorie nicht zuletzt ein dialogisches Prinzip inhärent ist, zeigt das programmatisch am Anfang des Bandes stehende Podiumsgespräch. Es belegt insbesondere wie Lachenmanns Kunstbegriff, der Komponieren und Hören in eins denkt, sich permanent neuen, unbekannten Situationen auszusetzen vermag. Die weiteren im vorliegenden Band versammelten Texte finden zu Perspektiven, die im »Kanon« der Lachenmann-Literatur bislang allenfalls marginal gestreift wurden, u.a. indem sie Lachenmanns Musik in die so unterschiedlichen Kontexte der Kognitionswissenschaften, der Klangkunst und der japanischen Mundorgel shō stellen. Sie begreifen dabei die theoretischen Ideen des Komponisten keineswegs als sine qua non der eigenen analytischen Position, machen jedoch duchweg diese so hochgradig vernetzbaren und entwickelbaren Ideen in neuartiger Weise produktiv und vermitteln dabei zwischen Theorie, Hören und musikalischer Praxis.

Erscheinungsdatum: Oktober 2008
ISBN: 978-3-89727-396-2
Bestellung:  PFAU-Verlag

INHALT

Georg Schulz

Geleitwort

Christian Utz und Clemens Gadenstätter
Vorwort

Podiumsdiskussion mit Helmut Lachenmann an der Kunstuniversität Graz (21.11.2005)
Diskussionsleitung: Clemens Gadenstätter und Christian Utz

Klang, Magie, Struktur. Ästhetische und strukturelle Dimensionen in der Musik Helmut Lachenmanns

Clemens Gadenstätter
Helmut Lachenmann. Portrait mit Selbstportrait

Markus Neuwirth
Strukturell vermittelte Magie. Kognitionswissenschaftliche Annäherungen an Helmut Lachenmanns Pression und Allegro Sostenuto

Martin Kaltenecker
Subtraktion und Inkarnation. Hören und Sehen in der Klangkunst und der »musique concrète instrumentale«

Christian Utz
Klangkadenz und Himmelsmechanik. Alterität und Selbstreferentialität in Helmut Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern und Concertini

Elisabeth Egger
Kontinuität, Verdichtung, Synchronizität. Zu den großformalen Funktionen des gepressten Bogenstrichs in Helmut Lachenmanns Streichquartetten

Dieter Kleinrath
Fraktalklang. (Selbst)ähnliche Formstrukturen in Helmut Lachenmanns Zweitem Streichquartett »Reigen seliger Geister«

English Summaries

Autor*innen